Liebe Leserinnen und Leser,

in diesen Tagen nehmen die Studien über den anfälligen Venture Capital-Markt zu: Atomico belegt, dass die Venture Capital-Investments europaweit rückläufig sind und auch die heute veröffentlichte PwC Marktstudie zeigt, dass hierzulande das Volumen der Venture Capital-Transaktionen deutlich zurückgegangen ist.

Laut PwC-Studie werden bis Ende des Jahres 695 Deals in der DACH-Region gezählt werden, Stand Q3 sind es rund 520 Deals und bislang 5,8 Mrd. EUR – inklusive Q4-Forecast erwartet die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft 7,7 Mrd. EUR. Zum Vergleich: 2022 lagen die Venture Capital-Investments noch bei 14,3 Mrd. EUR, sprich 54% höher und auch die Anzahl der Deals wäre dann zum Jahresende um rund 40% eingebrochen. Nichtsdestotrotz wird der Wert aus 2020 (6,7 Mrd. EUR) überholt werden und damit bestätigt diese Studie einmal mehr, dass zwar die Pandemie-Rekordzeiten nicht eingeholt werden, sich der Markt langfristig betrachtet aber als stabil erweist. Europaweit fallen laut Atomico die Zahlen ähnlich aus: Der aktuelle „State of European Tech“-Report zeigt, dass die Investitionen in den letzten drei Jahren von mehr als 100 Mrd. USD im Jahr 2021 auf 85 Mrd. USD 2022 und schließlich nur noch 45 Mrd. USD in diesem Jahr zurückgegangen sind. Verglichen mit 2020 wird dennoch in Europa ein langfristiges Venture Capital-Wachstum von 18% erreicht.

Die PwC-Marktstudie, die in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dirk Honold von der Technischen Hochschule Nürnberg erarbeitet wird, macht übrigens auch Hoffnung auf kommendes Jahr. Demnach rechnen die befragten Investoren für die zweite Jahreshälfte 2024 mit steigenden IPO-Zahlen und einer insgesamten Markterholung. Aufgrund der derzeitigen Schwächephase erwarten die Studienautoren bis dahin allerdings längere Halteperioden und eine Zunahme von Brückenfinanzierungen. Diese erleben wir bereits seit Anfang 2022. 97,4 Prozent der Befragten nennen Convertibles als Instrument für Brückenfinanzierungen und damit deutlich mehr als Eigenkapital (63,2%).

Bei den Wagniskapitalgebern sind derzeit aufgrund des schwächelnden Exitmarktes vor allem kapitaleffiziente, nachhaltige und dauerhafte Geschäftsmodelle beliebt. Die Bereiche Software Development/SaaS sind weiterhin wichtig für etwa drei Viertel der befragten Investoren. Die zunehmenden geopolitischen Unsicherheiten sowie die Anstrengungen im Kampf gegen die Klimakrise machen zudem Start-ups attraktiver, die in der Klimatechnologie, der Mobilität und Logistik oder der Bio- und Medizintechnologie aktiv sind. Einen deutlichen Zuwachs verzeichnen auch Impact Investments – vor allem mit Schwerpunkt auf Dekarbonisierung. Und auch das ist nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa ein Trend. Denn laut Atomico hat sich der Climatetech-Sektor bei den Investitionsbereichen europaweit an die Spitze gesetzt. 27% des investierten Kapitals flossen in Co2- und Energie-Start-ups. Damit überholt die Nachhaltigkeitsbranche die Segmente Fintech und Software.

Welche aktuellen Deals diese Woche stattfanden, lesen Sie im Private Equity Flash. Zudem finden Sie spannende Gastbeiträge und Interviews aus der Branche. Viel Spaß bei der Lektüre!

Janine Heidenfelder
Chefredakteurin VentureCapital Magazin