Liebe Leserinnen und Leser,

Claus Weselsky ist ausgebildeter Schienenfahrzeugschlosser und Lokomotivführer, hat sich vom Führerstand einer Diesellokomotive im Raum Dresden bis zum Gewerkschaftsführer der mächtigen GDL in Frankfurt am Main hochgearbeitet. Eigentlich imponieren solche Lebensläufe. Da steckt eine ordentliche Portion Mut, Ehrgeiz und Zielstrebigkeit dahinter.

Auch Gründer von Start-ups kämpfen sich entgegen vieler Widrigkeiten nach oben. Was sie von Herrn Weselsky unterscheidet: Sie denken unternehmerisch und in den meisten Fällen gesamtwirtschaftlich verantwortungsvoll. Gerade hat die GDL mit einem relativ unerwarteten Bahnstreik das komplette deutsche Schienennetz lahmgelegt. Und das, obwohl die Deutsche Bahn mit 11 % Gehaltserhöhung und einer ordentlichen Einmalzahlung ein großzügiges Verhandlungsangebot unterbreitet hat. Bei allem Verständnis für faire Bezahlung und gute Arbeitsbedingungen gibt der sofortige Streik statt Verhandlungsaufnahmen dennoch Rätsel auf. Rund 80 % der Deutschen haben laut einer kürzlich erfolgten Umfrage bei RTL aktuell kein Verständnis für diese Maßnahme. Warum Herr Weselsky zum Ende seiner beruflichen Laufbahn mit dem Kopf durch die Wand will und eine 35 Stunden-Woche bei vollem Lohnausgleich fordert, erschließt sich vielen nicht. 

Der Arbeitsmarkt benötigt jede Fachkraft, auch die Bahn sucht händeringend nach Fachpersonal, doch Weselsky entzieht dem Markt mit seiner Forderung genau diese Kräfte – ein Bärendienst für den Standort Deutschland! Wie will unser Land ein attraktiver Bahn-Standort sein, wie sollen 49 Euro-Ticket und der Umstieg auf die Schiene funktionieren, wenn weiteres Fachpersonal mit einer Hauruck-Maßnahme entzogen wird? Mit seiner egoistischen Forderung führt uns Weselsky zurück zum Individualverkehr, ins Auto, in den Stau, weg von der Bahn und der Klimawende. 

Unser Magazin berichtet oft über Business Angels, die mit Weitblick, Kapital und Kontakten jungen Unternehmen weiterhelfen. In diesem Kontext gesprochen ist Herr Weselsky in diesen Tagen ein waschechter Business Devil. Ob er sich mit dieser Maßnahme zum Ende seiner Karriere eine Krone aufsetzt oder sein Lebenswerk ins Zwielicht rückt – wir werden sehen.

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Viel Spaß bei der Lektüre und kommen Sie gut durch diesen Streiktag. 

Mathias Renz
Head of VentureCapital Magazin